Wenn die golden funkelnde Traummaschine zuerst in Seifenblasen gehüllt ist und dann in einem Glitzerregen explodiert, jubeln besonders die Kinder im Publikum. In diesem Jahr spielten die Studierenden der KJF Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe Dürrlauingen das märchenhafte Musical „Das Traumfresserchen“. Der ehemalige Dozent der Fachschule, Hans Schnürer, schrieb das Drehbuch, angelehnt an eine Erzählung von Michael Ende, und komponierte die Musik. Dabei hat ihn besonders gereizt, dass Motive eines klassischen Brüder-Grimm-Märchens aufgegriffen werden: ein junger Mann muss gefährliche Prüfungen bestehen und erlöst am Ende die Königstochter.
Der Nachtwächterlehrling Kustos verlässt seine Heimat - das Schlummerland - und macht sich auf den Weg, um ein Mittel zu finden, die Prinzessin des Landes zu heilen, die unter Alpträumen und Schlaflosigkeit leidet. Auf seiner gefährlichen Reise in das fremde, unbekannte Nacht-Dunkel-Land, das ihm zunächst furchtbare Angst macht, trifft er Menschen, die Probleme haben und denen er mit Rat und Tat zur Seite steht. Schließlich kommt er zum Traumfresserchen, einem kleinen Kobold, der sich von den bösen Träumen der Menschen ernährt. Dieser verspricht, ihn ins Schlummerland zu begleiten und die Alpträume der Prinzessin zu beenden. Aber da erwischt die beiden die strenge Tagwache. Was nun? Alles scheint vorbei zu sein. Doch siehe da: die Sternenputzer, die Mondschieber, die Traummacher – alle diejenigen, denen Kustos geholfen hat, kommen um ihm zur Seite zu stehen und sich für ihn einzusetzen. Kustos und das Traumfresserchen erreichen wohlbehalten das Schlummerland. Die Prinzessin ist erlöst – ein Jubelfest wird gefeiert.
Dozentin Alexandra Karim erklärt: „Ich sehe in dem Stück durchaus Parallelen für unsere Fachschüler. Es geht darum, dass ein Anfänger, dem niemand etwas zutraut, sich auf den Weg macht, dass er Aufgaben lösen muss, Gefahren besteht, dass er Menschen trifft, denen er hilft und die ihm helfen. Er entwickelt sich auf seinem Weg und wächst an seinen Aufgaben.“
Die Dozenten der KJF Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe Dürrlauingen erarbeiten bereits seit 15 Jahren jeweils mit den Studierenden des zweiten Jahres in projektorientierter Form ein Musical. In diesem Jahr beschreiben die verantwortlichen Dozenten ihre Fachschüler als besonders motiviert und entsprechend war das Ergebnis: Der Festsaal der Nikolaus-von-Myra-Schule, der zum ersten Mal als Aufführungsort genutzt wurde, war bei drei Vorstellungen bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Zuschauer erlebten spielfreudige Akteure: die traurige, schlaflose Prinzessin und ihre liebenswerten Eltern, den konfusen König und die energische Königin, den von der täglichen beziehungsweise nächtlichen Routine genervten Nachtwächterlehrling Kustos und seinen gestrengen Meister. Fast alle Schauspieler verkörperten mehrere Figuren und fanden sich von Szene zu Szene in Blitzesschnelle in ihre jeweilige neue Rolle ein. Die Tänzerinnen begeisterten mit ihren fantasievollen Kostümen – futuristisch als Traummacherinnen in der Traumfabrik oder skurril als Wunderheilerinnen - und ihren schwungvollen Auftritten.
Besonders hervorzuheben ist die fantasievolle Bühnengestaltung. Die Bühnenbauer und Requisiteure haben sich von den Werken des Künstlers Friedensreich Hundertwasser inspirieren lassen. Ein buntes, wild durcheinanderwogendes Häusermeer ohne eine gerade Linie ziert die Szene im Schlummerland; der Turm des Palastes ist mit glitzernden, bunten Glaskacheln geschmückt, gekrönt von einer orientalisch anmutenden goldenen Kuppel. Und die Traummaschine, von der schon am Anfang die Rede war, war mit ihrer vergoldeten Tastatur natürlich der Hit.
Der Chor intoniert die unterschiedlichsten Liedstücke von Rap bis Gute-Nacht-Lied. Spätestens beim Mutmachlied begleiten die Zuschauer den Gesang mit rhythmischem Klatschen. Und wenn das Lied des Traumfresserchens erklingt: „Davon hab´ ich geträumt“, hört und spürt man den Enthusiasmus, den die Sänger an den Tag legen.
Die Band spielte virtuos und absolut souverän, besetzt mit E-Gitarre, Bass, Querflöte und diversen Percussion-Instrumenten. Die Fachschule kann sich glücklich schätzen, solche Musiker in ihren Reihen zu haben.
Insgesamt ein rundum gelungener Auftritt! Um mit den Worten des erfahrenen Nachtwächters des Schlummerlandes zu sprechen: „Da sieht man doch mal, was eine gute Ausbildung alles nützen kann.“