Das KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum Sankt Nikolaus arbeitet seit mehreren Jahren mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die von einer Autismus-Spektrums-Störung betroffen sind. Die jungen Menschen leben für einige Jahre, meist bis zum Abschluss der Berufsausbildung, in entsprechenden Wohnformen in unseren Häusern oder haben die Möglichkeit, von zu Hause in die Ausbildung zu pendeln, um in ihrem gewohnten Umfeld wohnen bleiben zu können.
Die Potentiale und Fähigkeiten von jungen Menschen im autistischen Spektrum zu fördern, ihre individuellen Bedarfe zu berücksichtigen und zu verstehen, erfordert einen ganzheitlichen Ansatz - die Vernetzung aller Personen im Förderprozess, Fachkompetenz, Bereitschaft zur individuellen Maßnahmengestaltung und nicht zuletzt Verständnis und Zeit.
Yavor, 19 Jahre, Auszubildender bei den Raumausstattern
Um die qualitative Arbeit stets aufrechterhalten zu können und nachweisbar zu machen, beteiligen sich alle Bereiche (Sonderpädagogisches Förderzentrum, Förderberufsschule, das Wohnen sowie das Berufsbildungswerk) am Zertifizierungsprozess für das Gütesiegel „Autismusgerechtes Berufsbildungswerk – empfohlen durch autismus Deutschland e.V.“.
Am Standort des KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrums Sankt Nikolaus Dürrlauingen haben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit, in einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme die Ausbildungs- und Arbeitsfähigkeit zu entwickeln oder eine Ausbildung aus einem Ausbildungsangebot von mehr als 20 Berufen wählen zu können.
Die Ausbildung findet im dualen System statt, wobei sich alle Berufe auf dem Gelände der Einrichtung befinden und somit eine intensive Kooperation mit den Bereichen Schule und Wohnen möglich ist.
Unsere Ausbilder/innen sind auf die Bedürfnisse von Menschen mit einer Diagnose aus dem Autismus-Spektrum besonders geschult und berücksichtigen diese im Ausbildungsalltag. Der pädagogische und psychologische Fachdienst klärt strukturelle, zeitliche und räumliche Unterstützungsbedarfe und berät den jungen Menschen und alle am Prozess Beteiligten.
Im Fokus steht hier: So wenig wie möglich, so viel wie nötig – um ein Gleichgewicht zwischen Forderung und Förderung herzustellen und die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf ein Leben und Arbeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt vorzubereiten.
Das KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum Sankt Nikolaus bietet Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen verschiedene Wohnformen in einem autismusgerechten, ruhigen Umfeld in ländlicher Umgebung ganz nah an ihrem Schul- und Ausbildungsplatz an.
Die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen leben je nach Alter und Entwicklungsstand in unterschiedlichen Wohnformen. Die Unterbringung erfolgt immer in Einzelzimmern bzw. Außen-Apartments mit eigenem Sanitärbereich.
Neben dem Wohnen in heilpädagogischen und therapeutischen Wohngruppen, dem Wohnen in unterschiedlichen Ausdifferenzierungen und Verselbständigungskonzepten des Internates, startet im Herbst 2021 eine Heilpädagogische Wohngruppe mit dem Schwerpunkt Wohnen für Menschen im autistischen Spektrum.
Mit diesem Wohnangebot bieten wir ergänzend zu unseren bisherigen Wohnformen dem Personenkreis aus dem Autistischen Spektrum ein erweitertes Angebot, welches ein speziell auf ihre Bedürfnisse angepasstes, strukturiertes, ruhiges und reizarmes Umfeld mit qualifiziertem Personal beinhaltet.
Der Kontakt zu den Eltern bzw. dem sozialen Umfeld des Teilnehmers ist erwünscht und wird von dem Fachpersonal forciert. Je nach Alter und Verselbständigungsgrad werden die Eltern in die Abläufe der Wohngruppe eingebunden und an der Förderplanung beteiligt. Besuche sind jederzeit erwünscht, leider aktuell durch Covid 19 nur eingeschränkt möglich.
Der Lernort Wohnen bietet unter fachlichen Bezugserziehern und dem pädagogischen und psychologischen Fachdienst ein Erfahrungs- und Lernfeld in den Bereichen
an. Die Methode des Empowerments wird gemeinschaftlich erlebt und erarbeitet.
Sowohl der Fachdienst Autismus als auch der psychologische Fachdienst arbeiten speziell nach den Anforderungen und Bedürfnissen der Menschen mit Autismus-Spektrums-Störung und greifen spezifische Angebote für die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf.
Im Sozialen-Kompetenztraining Autismus) werden soziale Fähigkeiten für den lebenspraktischen, schulischen und beruflichen Alltag gefördert und weiterentwickelt.
Der Aufnahmeprozess und die Gestaltung von Übergängen erhält eine besondere Gewichtung. Vor der Aufnahme ermitteln wir unter anderem mit Hilfe eines Erhebungsbogens alle wichtigen Informationen zum Jugendlichen / jungen Erwachsenen und entwickeln daraus die individuellen Unterstützungsbedarfe.
Ziel ist es Übergänge, Eingewöhnung und Transition für Menschen aus dem autistischen Spektrum unterstützend gestalten zu können. Dazu gehören feste Ansprechpartner/innen in den einzelnen Teilbereichen. Diese Personen bieten Sicherheit in der personellen Orientierung und schaffen Klarheit bei Fragen und Unsicherheiten.
Die Berufsschule Sankt Nikolaus zur sonderpädagogischen Förderung hat die Förderschwerpunkte Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung. Der Unterricht findet in kleinen Klassen bzw. Fachgruppen und weitgehend nach dem Klassenlehrerprinzip statt.
Eine am individuellen Förderbedarf orientierte Lernplanung und eine abgestimmte Methodik kennzeichnen den Unterricht. Im Bereich der Berufsvorbereitung stehen dabei kleinschrittige Unterrichtseinheiten, differenzierte praktische Übungen, sowie berufsfeldübergreifende Kompetenzen im Fokus der Inhaltsvermittlung. In den Fachklassen zu den verschiedenen Ausbildungsberufen erarbeiten sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen berufliche Handlungskompetenz, unter anderem auf der Grundlage eines hohen Grades an Handlungsorientierung.
Für Schüler/innen im Autismusspektrum werden bei Bedarf „einschleichende“ Unterrichtsformen organisiert. Dabei ist das Ziel, sie schrittweise an die reguläre Teilnahme am Unterricht in den entsprechenden Klassen heranzuführen.
Eine geringe Anzahl von Bezugspersonen bildet die Basis für die Beziehungsarbeit und Strukturierung, ohne die eine zielführende Beschulung nicht möglich ist. Sie begleiten Übergänge von der Berufsvorbereitung in Fachklassen und gewährleisten eine enge Verzahnung von Allgemein- und Fachunterricht. Fachkräfte für Heil- und Sonderpädagogik und die Beratungslehrkraft stehen für weitgehende, individuelle Unterstützung zur Verfügung.
Unsere Klassenzimmer sind mit modernen Medien ausgestattet und bieten eine reizarme und gleichbleibend strukturierte Lernumgebung. Eine stille Pause und diverse Nebenräume können als notwendige Rückzugsmöglichkeiten genutzt werden.
Ein mit der Gesamteinrichtung KJF Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum Sankt Nikolaus abgestimmtes Symbolsystem erleichtert die Kommunikation und Orientierung in Alltag und Gebäude.
Fachliche Unterstützung erhalten die Lehrkräfte durch die Kontakte mit Mobilen Sonderpädagogischen Diensten (MSD). Insbesondere der MSD-Autismus wird bei der Begutachtung und Beratung hinzugezogen.
Die Nikolaus-von-Myra-Schule ist ein Sonderpädagogisches Förderzentrum (SFZ) mit den Förderschwerpunkten:
Bei uns lernen Kinder und Jugendliche vom Kindergartenalter bis zum Schulabschluss (Individueller Abschluss / Abschluss im Bildungsgang Lernen / Erfolgreicher Mittelschulabschluss nach Abschlussprüfung).
Alle Schüler/innen an unserer Schule werden nach dem Rahmenlehrplan im Förderschwerpunkt Lernen unterrichtet, der viel Platz für Individualisierung und Differenzierung lässt.
Neben den Schüler/innen an unserer Schule begleiten, fördern und beraten wir Schülerinnen und Schüler an den umliegenden Grund- und Mittelschulen im Rahmen unserer Mobilen Sonderpädagogischen Dienste.
Besonders wichtig ist uns, dass sich alle an unserer Schule sicher fühlen und an ihren Kompetenzen orientiert lernen können. Unsere pädagogische Arbeit ist geprägt von den Modellen zur gewaltfreien Kommunikation und der „Neuen Autorität“ nach Haim Omer. Besonderen Wert legen wir auch darauf, dass jede Schülerin und jeder Schüler unserer Schule ganzheitlich wahrgenommen und im sozialen Miteinander akzeptiert wird.
Schon immer besuchen unser SFZ auch Schülerinnen und Schüler mit einer Diagnose im Autismusspektrum. Sie lernen zusammen mit gleichaltrigen Schülerinnen und Schülern ihrer Jahrgangsstufe im Klassenverband. Gegebenenfalls erhalten sie Unterstützung durch eine Schulbegleitung. Wir versuchen stets, auf ihre besonderen Bedürfnisse einzugehen und zu respektieren.
Folgende Dinge helfen uns dabei:
Jugendliche / junge Erwachsene, die eine Ausbildung oder Berufsvorbereitung abschließen und in den allgemeinen Arbeitsmarkt entlassen werden, bereiten wir auf den Berufs- und Lebensalltag vor: Durchlaufen von Bewerbungsprozessen, Verfassen von Bewerbungsunterlagen, Einüben von Vorstellungsgesprächen, Herstellen von Erstkontakten zu potentiellen Arbeitgebern.
Dies vermittelt den Jugendlichen / jungen Erwachsenen Sicherheit für die neuen Lebenssituationen.
Die Jugendlichen / jungen Erwachsenen erhalten die Möglichkeit, wohnortnahe Praktika zu absolvieren. Die Integrationsbegleitung berät sowohl die Praktikumsbetriebe als auch die Teilnehmer/innen und sichert so einen positiven Praktikumsverlauf.
Bedarfsorientiert kooperieren wir mit dem Beratungszentrum Autismus Augsburg, dem Autismus Zentrum Schwaben, Kempten sowie der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Josefinum in Augsburg.
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Dann schreiben Sie uns oder rufen Sie an unter 08222 998-447